Depressive Episoden lassen sich als einen Zustand deutlich gedrückter Stimmung, Interesselosigkeit und Antriebsmangel über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen charakterisieren. Darüber hinaus können Symptome wie vermindertes Selbstwertgefühl, Zukunftsängste, Schlaf- und Appetitstörungen auftreten. Das Beschwerdebild kann derart schwer ausgeprägt sein, dass es zu lebensmüden Gedanken, Suizidversuchen oder gar Suiziden kommen kann. Damit unterscheiden sie sich von leichteren Verstimmungen und beeinträchtigen massiv die Lebensqualität des Patienten, aber auch der Angehörigen.
Die Besserung einer schweren Depression ist oft nur mit einer Entlastung durch die stationäre Aufnahme und Herausnahme aus einem ungünstigen Umfeld möglich. Durch eine multiprofessionelle und multimodale Behandlung kann die Zeit bis zum Abklingen der Symptome deutlich verkürzt werden. Wesentlicher Bestandteil der stationären Therapie ist dabei die gezielte Unterstützung des Patienten, die Aktvierung, die Überprüfung der medikamentösen Therapie und die gezielte Exploration auf lebensmüde Gedanken sowie die daraus abzuleitenden Maßnahmen. Dies wird auf der Station P3 durch ein multiprofessionelles Team gewährleistet. Regelmäßiger Austausch der Teammitglieder führt zu einer hohen Behandlungsqualität.
Ungefähr 20 % der Patienten, die an depressiven Episoden erkranken, leiden auch an hypomanischen, manischen oder gemischten Episoden. In der (hypo)manischen Phase bestehen z.B. ein vermehrter Rededrang, fehlendes Bedürfnis nach Schlaf, Neigung, viel Geld auszugeben oder sich auffällig zu kleiden, aber auch eine vermehrte Reizbarkeit oder auch Selbstüberschätzung bis hin zu Größenideen. Häufig treten diese Störungen mit anderen psychischen Erkrankungen, wie z.B. einer Alkoholabhängigkeit, auf. Es ist wichtig die Depression bei einer bipolaren Störung von der unipolaren Depression zu unterscheiden, da insbesondere die medikamentösen Maßnahmen unterschiedlich sind, um einen plötzlichen Wechsel in eine manische Phase zu verhindern.
Angst ist ein Gefühl, welches jeder Mensch kennt und bestimmte Schutzfunktionen erfüllt. Bei Angststörungen führen aber starke Ängste, die vom Betroffenen oder der Umwelt als der Situation unangemessen erlebt werden, zu einer deutlichen Beeinträchtigung des Alltags und der Lebensqualität. Angststörungen sind häufig und kommen nicht selten im Zusammenhang mit weiteren psychischen (wie beispielsweise Depressionen, Zwangsstörungen, Sucht) und/oder körperlichen Beeinträchtigungen (wie Herz- oder Lungenerkrankungen, Tumorerkrankungen, neurologischen Erkrankungen und anderen) vor. Angststörungen werden oft von körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schwitzen, Unruhe und Ohnmachtsgefühl begleitet und führen zu Vermeidungsreaktionen. So trauen sich Betroffene zum Beispiel nicht mehr, in die Stadt zu gehen (z.B. bei der Panikstörung/Agoraphobie) oder mit anderen Menschen in Kontakt zu treten (bei sozialen Ängsten). Angststörungen sind in der Regel gut mit psychotherapeutischen Verfahren (z. B. Verhaltenstherapie) und medikamentös ambulant zu behandeln, bei schwerem Ausprägungsgrad kann aber auch eine stationäre Behandlung notwendig sein. Bei uns werden neben Medikamenten und psychotherapeutischen Gesprächen innerhalb unseres multimodalen Therapieprogramms auch z. B. Bewegungstherapie oder Entspannungsverfahren eingesetzt.
Bei Zwangsstörungen werden zwei Arten von Zwängen unterschieden, Zwangsgedanken und Zwangshandlungen. Zwangsgedanken sind oft unangenehme, sich aufdrängende und wiederholende Gedanken oder Vorstellungen mit z. T. tabuisierten Inhalten (wie Angehörige zu verletzen etc.). Dabei können die Betroffenen diese, ihnen eigentlich unsinnig erscheinenden und ihrem Wertesystem nicht entsprechenden Gedanken nicht kontrollieren. Viele Betroffene versuchen, diese Gedanken loszuwerden, indem sie Rituale, z. B. Ablenkungsstrategien durch Zählen oder neutrale Gedankenketten entwickeln. Zwangshandlungen sind Handlungen, die Betroffene immer wieder ausführen müssen, um vermeintliche Gefahren zu beseitigen und erhöhte innere Anspannung zu regulieren (z. B. Waschzwang, Zählzwang oder Kontrollzwang). Sie kosten durch die häufige Wiederholung viel Zeit, behindern erheblich den Alltag und beeinträchtigen die Lebensqualität, so dass eine stationäre Behandlung notwendig sein kann. Bei uns werden neben Medikamenten und psychotherapeutischen Gesprächen (Verhaltenstherapie) auch weitere Behandlungsverfahren (z. B. Ergo-, Musik- oder Tanztherapie sowie Entspannungsverfahren) angewendet.
Jens Edinger
Ramona Schuch
Thomas Stein
Oberärztliche Leitung
Jens Edinger
Mail j.edinger@kreiskliniken-dadi.de
Pflegerische Stationsleitung
Ramona Schuch
Mail r.schuch@kreiskliniken-dadi.de
Zentrum für Seelische Gesundheit
Chefarzt
Prof. Dr. med. Thomas Wobrock
Krankenhausstr. 7
64823 Groß-Umstad